»Tiere und kleine Kinder sind ein Spiegel der Natur.«
Epikur von Samos (341–271 v. Chr.), griechischer Philosoph
Liebe Leser:innen,
viele Menschen leben mit Fellnasen. Sie schätzen das beruhigende Schnurren ihrer Katze oder die ausgiebigen Spaziergänge mit dem Hund. Tiere bringen den Zauber des Moments in unseren getakteten, oft stressigen Alltag oder sind die Freunde, die jeden Spaß mitmachen. Vielleicht sind deshalb die Kinderbücher und -zimmer voll von ihnen? Dass eine Ausgabe zum Thema Tiere auch Gewissenskonflikte mit sich bringt, war vorherzusehen, denn nicht alle Tiere werden geliebt wie der Hamster oder die Hühner im eigenen Garten.
Ob wir Tiere kuscheln, essen, anbeten oder verjagen ist wesentlich gesellschaftlich geprägt. Dieses Ergebnis des Forschungsprojekts »Kinder und Natur« der Universität in Leipzig hat uns nicht verwundert – das Ausmaß, in dem wir Tieren nicht artgerecht und damit ungerecht begegnen, hat uns dennoch nachdenklich gestimmt. Davon, dass tierisch was los ist – nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in unseren frühkindlichen Bildungseinrichtungen –, erfahren wir von Julia Schmitt und Lisa Watembach, die in ihrer Tagespflege in Rheinland-Pfalz Krippenkindern Bildung für nachhaltige Entwicklung vom Feinsten ermöglichen. Noch immersiver geht es kaum.
Dass bereits die Jüngsten einfühlsam auf Tiere eingehen, fasziniert auch Undine Günther. In Halle an der Saale hat die ehemalige Tagespflegeperson einen inklusiven Kinderbauernhof eröffnet, auf dem Förderschulkinder Verantwortung für Tiere und Pflanzen übernehmen können. Beim gemeinsamen Gemüse-Ernten, Kaninchen-Füttern oder Zaun-Reparieren staunt sie, wie fokussiert und engagiert Kinder bei der Sache sind, wenn sie sich eingebunden fühlen.
Wie also wollen wir eigentlich mit Tieren leben und was leben wir den Kindern damit vor? Braucht es tiergestützte Pädagogik, um Mensch und Tier auf Augenhöhe zu bringen? Macht es bei dem fortschreitenden Artensterben Sinn, Kinder mit Spezialwissen über Dinosaurier zu versorgen, oder wäre es nicht an der Zeit, unseren Blick nach vorn zu richten und z.B. eine Kinderimkerei zu besuchen oder noch viel besser, selbst eine zu gründen?
Wenn eins sicher ist, dann, dass wir mit und von den Tieren jede Menge lernen können und Artenschutz nur tierisch verbunden gelingt.
Redaktionsteam von Betrifft KINDER