Ein Betrifft KINDER-Test von
Dr. Dr. Dr. hc. Achim Kniefel
Bildungspolitiker! Mit Sicherheit ist das einer der härtesten Jobs, der hierzulande nach PISA zu vergeben ist. Noch härter als Bundeskanzlerin. Welcher normale Arbeitnehmer hat schon die Kondition, jahrelang Reformen zu verschlafen und dennoch am nächsten Morgen fit aus dem Bett zu springen, um bei der Präsentation der neuesten Vergleichsstudienergebnisse sogleich einzunicken? Wer hat überhaupt noch die nötige Beharrlichkeit, unser bewährtes deutsches Bildungssystem gegen alle modischen Unkenrufe zu verteidigen?
Betrifft KINDER öffnet sich bewusst dem Elitegedanken und fordert mutige Interessierte heraus, sich diesem Selbsttest zu stellen. Sind Sie geeignet? Und welcher Typ Bildungspolitiker sind Sie überhaupt? Lesen Sie sich die Fragen durch, kreuzen Sie an und ermitteln Sie, welchen Buchstaben Sie am häufigsten angekreuzt haben. Erfahren Sie in der Auflösung mehr über sich!
1. Sind Sie fachlich fit?
In einer Talkshow stellt Ihnen Günther Jauch die Frage, welcher Vordenker Ihre Auffassung von Pädagogik geprägt hat. Was antworten Sie?
• Dieser Fröbelsternerfinder und natürlich Maria Montezuma. (A)
• Also, in der Quinta hatten wir einen Lateinlehrer, gewiss kein Kuschelpädagoge, aber... (C)
• Mein Vater, der Großvater meiner sieben Kinder. (D)
• Meine Mutter. Was eine Mutter kann, kann nur eine Mutter. (B)
2. Sind Sie mitreißend genug?
Sie müssen überraschend eine feurige bildungspolitische Rede auf einem pädagogischen Fachkongress halten. Welchen Einstieg wählen Sie?
• Mein alter Lateinlehrer, gewiss kein moderner Pädagoge, hatte folgende Maxime... (C)
• Meine Damen und Herren, die Familie ist der/die/das wichtigste... (A)
• Zunächst ist es mir eine Freude, als Mann zu so vielen reizenden Damen sprechen zu dürfen... (B)
• Entschuldigen Sie meine mangelhafte Vorbereitung, aber als Ministerin und Mutter... (D)
3. Können Sie »gut mit Menschen«?
Eine Eskorte geleitet Sie in ein Gebäude, in dem Sie auf eine Gruppe Menschen treffen, von denen zwei Frauen etwa Ihre Größe besitzen. Die restlichen Menschen sind auffallend klein, produzieren aber umso mehr Lärm. Wo sind Sie und wie verhalten Sie sich?
• Bestimmt wieder so eine Tagung... Ich spreche mein Grußwort, ordne die kleinen Menschen Expertengruppen zu und lasse die zwei großen anschließend die Ergebnisse zusammenfassen. (A)
• Ich stelle mich zwischen die Kleinen und lächle. Ist bestimmt wieder so ein Fotoshooting zum Thema »Ministerin und Mutter«. (D)
• Schule oder so was. Ich halte mir unauffällig die Ohren zu und denke an meinen alten Lateinlehrer. »Ceterum censeo Carthaginem delendam esse...« (Zu Deutsch: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago eingenommen werden muss...) (C)
• Kenne ich! Kindergarten! Ich setze mir einen kleinen Menschen auf den Schoß und drücke einem großen die Hand. (B)
4. Haben Sie überzeugende Argumente?
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist zur Zeit ein wichtiges Thema. Wie denken Sie darüber?
• Für mich die wichtigste Zukunftsaufgabe! Deshalb wird sie auch erst in der Zukunft erledigt. (A)
• Ist das wirklich wichtig? Hat man nicht gerade deswegen einen Beruf, damit man sich nicht ständig mit seiner Familie vereinbaren muss? (C)
• Beruf, Familie, Verein und Bar. Schwer unter einen Hut zu bringen! Aber was ist »Keit?« (B)
• Ist unser wichtigstes Ziel! Deswegen führe ich ein, dass man seine Kinderfrau und den Großvater Ernst ab sofort steuerlich absetzen kann! (D)
5. Reagieren Sie auf Druck von außen gelassen?
Die Medien berichten, dass Deutschland im Vergleichstest wieder schlecht abgeschnitten hat. Wie verhalten Sie sich?
• Ich gebe folgende Presseerklärung heraus: »Wir müssen die Ergebnisse jetzt sehr sorgfältig prüfen und nötigenfalls Konsequenzen überdenken. Ich warne jedoch vor Schnellschüssen jedweder Art.«. (A)
• Ich finde das skandalös und fordere, dass Deutschland vom Welthauptschüler zum Welteinskommanullgymnasiasten wird! (C)
• Ich warte erst mal ab, ob wir bei den nächsten Vergleichstests (Fußball-WM und Grand Prix) auch so schlecht abschneiden. (B)
• Ich gehe das Problem pädagogisch an und fordere, Bildungspolitik von Deutschland nicht mehr mit solch unterschiedlichen Ländern wie Finnland und Burkina Faso zu vergleichen und zu bewerten, sondern in ihren Stärken und Eigenheiten wahrzunehmen. (D)
6. Haben Sie Zukunftspläne?
Sie erhalten den üblichen Etat des Familienministeriums und vier Jahre Zeit. Welche Vorhaben setzen Sie mit diesen Geldern um?
• Wie immer: Zwei neue Flyer-Serien zur Vereinbarkeitsfrage sowie ein neues Modellprojekt »Qualfizierungsqualität entwickeln – Intergenerative Bildungswirklichkeit im subtextuellen Kontext«. Danach ist das Geld alle. (A)
• Wir werden unter meiner Leitung das Konzept »Mehrgenerationenhaus« umsetzen, bei dem an ausgewählten Standorten Exministerpräsidenten bis zu sieben Enkelkinder im Geigespiel unterrichten, während deren Mutter im Ministerium Hof hält. Dann ist das Geld auch alle. (D)
• Wir werden im Modellprojekt »Oben sind wir vorn« beweisen, wie man durch gezielte Selektion im Gymnasium absichern kann, dass auch wirklich nur diejenigen Elite werden, die es schon immer waren. Dann ist das Geld endgültig alle. (C)
• Im Rahmen des Modellprojekts »Macht die Kurzen lang« werden wir eine mehrwöchige Bildungsreise nach Schweden, Alaska, Thailand, Südafrika und Ibiza machen, auf die beziehungsweise auf deren Ergebnisse ich mich schon jetzt sehr freue. Danach drucken wir neues Geld. (B)
Die Auswertung
Häufigste Antwort A:
Ihre Sache ist Bildungspolitik mit gaaanz ruhiger Hand. Sie versuchen, durch Fachlichkeit zu überzeugen. Erfrischend ist, dass Sie trotzdem kein verbohrter Theoretiker geworden sind, sondern verstanden haben: Ein guter Bildungspolitiker in Deutschland schiebt nicht an, sondern auf.
Häufigste Antwort B:
Sie sind der Politiker-Typ des Alleskönners: In dieser Legislaturperiode machen Sie Bildung, notgedrungen. In der letzten Legislaturperiode durften Sie noch Wirtschaft machen, und wenn Sie ihr neues Gebiet nicht allzu ernst nehmen, dürfen Sie in der nächsten wieder zurück in ihr altes Ressort. Eigentlich schade: Ihre deftigen Ansichten zum Thema Bildung und Familie stellen einen tollen Kontrast zum Fachidioten-Geschwafel dar! Nutzen Sie BILD, um ihre Auffassung von Pädagogik zu verbreiten!
Häufigste Antwort C:
Sweet NeoCon oder Alte Garde? Ihre Ansichten haben schon wieder Retro-Charme. Solange Kita-Bildung, Erziehung und Betreuung in Deutschland Priestern, Ortsbürgermeistern und Oberstudiendirektoren in die feingliedrigen Hände gelegt sind, ist das ja auch richtig. Lassen Sie sich also nicht von Zeitströmungen beirren. Ihre Werte stimmen, denn: Sonst hätten Sie es ja nicht geschafft!
Häufigste Antwort D:
Ihre Auffassung von Familienpolitik ist topmodern. Statt lästige Veränderungsprozesse zu begleiten, leben Sie vor, dass Familie, Beruf und Bildungserfolg spielend vereinbar sind, wenn man nur will und genügend Personal hat. Meiden Sie Fachkongresse unter dem Vorwand, das Kindermädchen sei erkrankt und die Kinder gingen einfach vor! Spielen Sie Ihre Stärken stattdessen in Gala-Homestorys aus!
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/06 lesen.