Farbenfrohes Frühjahrserwachen
Frühling ist Auferstehung der Natur und Wiederkehr neuen Lebens. Nicht ohne Grund werden Fruchtbarkeits- oder Auferstehungsfeste wie z.B. das christliche Ostern oder das persische Nouruz in dieser Jahreszeit gefeiert. Pflanzen wachsen
dem zunehmenden Licht entgegen und Tiere bevölkern die Natur erneut vom Erdreich bis zum Baumwipfel. Seit Urzeiten inspiriert der aufblühende Frühling die Menschen mit seinem Farbenund Formenreichtum. Der Dokumentarfilmer Andreas Münzer begleitet junge ErdforscherInnen bei diesem Erwachen.
Es ist Frühling und die Kinder der hessischen Kita »Buchbergblick« suchen vom Straßendamm aus eine ihnen wohlbekannte Wiese nach Maulwurfshügeln ab. Noch vor kurzem waren hier ganz viele. »Sind die alle verschwunden?«, fragt John irritiert. »Die Maulwürfe haben sich eingebuddelt«, meint Lennard und Madlin vermutet: »Die schlafen jetzt unter der Erde.« John entdeckt zwischen dem Gras etwas »Dunkles« und alle Kinder rennen vom Damm hinab auf die Wiese: Hier ist doch noch einer! ... Hier auch! ... Und dort! Sie freuen sich über jeden Maulwurfshaufen, als hätten sie ein Osterei gefunden.
Die Hügel waren gar nicht verschwunden, sondern unter der schnell wachsenden Frühlingsvegetation verborgen! Unser Naturkreislauf dreht sich wie ein gewaltiges Uhrwerk vom Welken zum Wachsen und von eisigen Winternächten zu heißen Sommertagen. Im Frühling ist dieser Kreislauf ein wahrer Eierlauf. Ähnlich wie im Herbst wirbelt uns der Wind häufig ordentlich durcheinander und wechselnde Temperaturen lassen uns an einem Tag nach Sommerkleidern greifen und am nächsten nach den Wintersachen. Die beweglichen Feiertage sorgen durch ihre Festlegung nach dem Mondzyklus dafür, dass wir nach Ostereiern mal im März und mal im April suchen. Und überhaupt: Eier gibt es jetzt wohin man schaut. In den Vogelnestern hoch oben in den Baumkronen und tief vergraben im Boden. »Wie wohnt ein Maulwurf unter der Erde? Und leben dort auch andere Tiere? « Diese Fragen wollen wir – zurück in der Kita – weiter erforschen.
Im Außengelände ist eine Stelle, an der wir gut graben können. Simon durchstößt die Grasnarbe mit der guten Metallschaufel. »Wie die Grabschaufeln vom Maulwurf«, meint John dazu. Bartu will es ihm mit einer einfacheren Schaufel gleichtun, doch das billige Werkzeug verbiegt sich. Gemeinsam tragen wir kleine Grassoden ab, wässern sie und pflanzen sie unter eine Hecke um.
In die Tiefe
Rasch ein erster Fund: »Es ist glibberig, es lebt! Eine Schnecke!« Madlin legt sie vorsichtig in ihre Hand. »Oder einRegenwurm?«, mutmaßt John. Madlin besteht darauf: »Nein, eine Nacktschnecke!« und John lenkt ein: »Ein Nacktregenwurm könnte es sein!« Beim Weitergraben begegnen uns Würmer, Insektenlarven und Käfer, die wir für eine gewisse Zeit bewundern und sie – ähnlich wie die Grassoden – an einem Ort freilassen, der für sie jetzt sicherer ist. Dann entdeckt Maja ganz viele winzig kleine runde, weiße Eier. Hat ein Tier sie dort gelegt? Lennard und Malcolm haben eine Idee. Im Buch »Unter der Erde« finden sie eine Abbildung von einem Ameisenbau mit ähnlich vielen Eiern. Doch die sind länglich und nicht rund wie unsere. Madlin erinnert an die Nacktschnecke, die sie gefunden hat und tatsächlich finden wir in einem anderen Buch Schneckeneier, die wie unsere aussehen.
Kontakt
Andreas Münzer ist Diplomgrafiker und Dokumentarfilmer u.a. für das Goethe Institut und seit 2004 gemeinsam mit Udel Best Fortbildner und Referent im Elementarbereich. Ein Schwerpunkt ist die Verknüpfung von naturwissenschaftlichen und religiösen Inhalten.
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Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03-04/19 lesen.