Kennt jemand eine Hu-Ki? Echt? Mir war das völlig neu, aber jetzt weiß ich Bescheid.
Also: Nach dem Tod des Herrn Viktor von Bülow, den wir alle schätzten, sprießen überall in Deutschland Hu-Kis wie Pilze aus der Erde. Dort werden die besten Freunde des Menschen betreut. Gehen Herrchen und Frauchen ihrem täglichen Brot- und Hundefuttererwerb nach, können sie ihre Lieblinge von gut ausgebildetem Personal betreuen lassen.
Das sind die Hu-Nannys, die den Tieren mit Hu-Kompetenz und Einfühlungsvermögen optimale Betreuung zukommen lassen. Die Kosten dafür sind zwar nicht unerheblich, aber absolut gerechtfertigt.
Nach einem ausgetüftelten Bildungsprogramm wird man jedem einzelnen Hund gerecht, indem er beobachtet wird, um seine Kompetenzen genau zu erkennen. Sodann wird ihm entsprechendes Material zur Verfügung gestellt. Das sind zum Beispiel Decken zum Zerfetzen, Knochen zum Knabbern, Schuhe zum Zerkauen und… und… und.
Selbstverständlich gibt es eine sanfte Eingewöhnung und eine Dokumentation zur Entwicklung jedes Tiers – also ganz individuell! Die Besitzer, habe ich gehört, sollen immer sehr gerührt sein, wenn sie die bebilderten Geschichten lesen.
Übrigens wird auch ein Sprachlerntagebuch geführt. Was für den Menschen zutrifft, kann für den Hund nicht falsch sein. Deshalb wird besonders auf gut funktionierende Kommunikation geachtet. Wau ist eben nicht gleich wau. Es kommt auf die Betonung an, und daran gilt es zu feilen. Das klappt gut, denn jede Hu-Nanny hat einen Abschluss in Hundekommunikation, den Master of happy dog.
Die Gruppen sind altergemischt, damit die soziale Komponente nicht zu kurz kommt. In den Gruppen gibt es auch Hunde mit erhöhtem Betreuungsbedarf: gebrechlich, aggressiv oder ADHS. In Kleingruppen gehen die Hu-Nannys auf diese speziellen Auffälligkeiten ein. Für die jüngsten und die ältesten Tiere wurde ein Gefährt mit dem Namen »Doggi-Mobil« entwickelt, denn es soll keine Ausgrenzungen geben. Putzig, wenn die Hu-Nanny mit dem »Doggi-Mobil« und sechs Hunden unterwegs ist. Nicht selten wird sie von Passanten gefragt, ob das alles ihre wären…
Damit der Spaß und die angeborene Bewegungsfreude nicht zu kurz kommen, werden häufig Außenaktivitäten angeboten. Mal geht es auf einen der beliebten Hu-Spielplätze in der näheren Umgebung, mal werden Tagesausflüge in Hundeauslaufgebiete unternommen. Die Hu-Nanny mit dem Picknick-Korb am Arm fragt, wer Lust hat, mitzukommen. Dann gibt es freudiges Schwanzwedeln und deutliches »Ich auch!« in Form von »Wau-wau!«.
Ärgerlich ist allerdings, dass Hu-Spielplätze auch von Kindern genutzt werden. Nicht selten verschluckt ein Hund einen liegen gebliebenen Schnuller, findet eine volle Windel im Abfalleimer oder schnüffelt an einem von Kindern angepinkelten Strauch. Das muss doch wirklich nicht sein!
Noch kurz zur Ernährung: In den Hu-Kis wird die Nahrung selbstverständlich täglich frisch zubereitet. Dass es ausschließlich Öko-Produkte sind, muss ich nicht extra erwähnen. Die Hu-Nannys essen mit oder nehmen wenigstens einen Kostehappen, um die Hunde zum Essen zu animieren. Für Tiere mit Zahnproblemen wird das Futter natürlich püriert. Bei den anderen wird schon im Vorfeld viel Wert auf Zahnpflege gelegt. Unter Anleitung der Hu-Nanny werden die Zähne nach jeder Mahlzeit eingehend geputzt. Dazu singt die Nanny: »Hin und her, hin und her, Zähneputzen ist nicht schwer…«
Nach der schönen und sorglosen Zeit in der Hu-Ki kommen die Jüngsten in die Hundeschule – mit Schultüte, versteht sich. Die älteren Hunde verbleiben in der Einrichtung und übernehmen durchaus mal Erziehungsaufgaben. Das nennt man generationsübergreifendes Miteinander. Ein tolles Konzept!
Lilian Rudolph
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 11-12/11 lesen.