»Was ist denn das? Sonnenräder, Gestirne, Galaxien, Eruptionen, Hügel, ein Feuerwerk, Warzen oder gar ein Schweinepopo?
Natürlich kennen Erwachsene dieses Detail eines großen Sonnenspeichers. Doch wenn man mit der Lupe oder Fotolinse auf einen Erkundungs-
spaziergang geht, werden bekannte Dinge fremdartig und regen die Fantasie an.
Nicht nur zu Halloween muss der Kürbis den Kopf hinhalten, wird aufgeschnitten und ausgenommen, um zur Erleuchtung zu gelangen. Wenn er Glück hat, wird sein Fleisch mit Möhren und Kartoffeln verfeinert und zu einer leckeren Suppe verkocht. Mir fällt ein, dass meine Großmutter in den Nachkriegsjahren einen Wintervorrat an Kürbis in Weckgläsern im Kellerregal lagerte. Es gab die kleinen, mundgerechten Kürbissstückchen in trübem Saft zum Nachtisch, aber sie schmeckten mir nicht, waren weder süß noch sauer, dafür glibberig und mulchig. Meine Großmutter hatte Mitleid und öffnete für mich ein Glas Kirschkompott.
Ich erinnere mich genau an die Einwecktage. Damals gehörte das Einwecken noch zu den selbstverständlichen Haushaltstechniken. Es ist eine Konservierungsmethode, die sicher eines Tages wiederentdeckt wird. Meine Großmutter nutzte dazu ihren alten Backofen. Das Weckglas wurde mit dem heißen Kompott gefüllt und dann mit Weckring, Deckel und Federklammer verschlossen. Ich weiß noch, dass ich die Gummiringe interessant fand, sie aber nicht anfassen durfte, weil sie ganz sauber sein mussten. Das sei das A und O beim Einwecken, sagte meine Großmutter. Schließlich kamen die Gläser in ein Wasserbad und mussten ganz heiß schwitzen. Drahtbügel und Gummiring funktionierten wie ein Überdruckventil. Kühl und dunkel gelagert, bleibt Eingekochtes für mehrere Monate bis Jahre haltbar. Deshalb versiegte der Nachschub an Kürbis und Kirschen nie.
Die Tage mit Dampf liebte ich sehr. Chemieerfahrung in der Küche meiner Großmutter – ganz sinnlich, mit ein bisschen Zauberei und Hokuspokus. Heute habe ich selbst Enkel und bedaure, dass ich die Kunst des Kürbiskonservierens nicht weitergeben kann, weil ich immer noch keine eingelegten Kürbisstückchen mag. Aber ich frage ältere Leute, ob sie Einweckgläser im Keller haben und sie mir für Sammlungen in meiner Lernwerkstatt zur Verfügung stellen würden. Ich wecke dann Steinchen, Knöpfe, Nussschalen, Samen, Mohnkapseln, Sandsorten oder bunte Bänder und Fäden ein, bis kreative Ideen sie aufwecken.
In meiner Kindheit wuchsen Kürbisse im Garten. Sie waren einfach zu groß, um sie in meine Spiele oder Fantasien einzubeziehen. Außerdem waren sie ein kostbares Lebensmittel und deshalb tabu für »Kindereien«. Auch als ich erwachsen wurde, spielten sie keine große Rolle in meinem Leben, denn auf dem Markt waren sie so gut wie nie zu sehen. Stadtwohnungen, winzige Gärten und kleine Balkons eigneten sich zu ihrer Aufzucht nicht. Aber als die Mauer fiel und Berlin sich nach Brandenburg öffnete, eröffneten sich mir plötzlich neue Kürbiswelten. Anfangs kaufte ich riesige Exemplare, um sie im Wohnzimmer auf den Tisch zu legen und mich ihres Umfangs, der Farben und Formen zu erfreuen. Später kamen unzählige Rezeptvorschläge auf den Markt. Ich ließ keines unversucht. So lernte ich die unglaubliche, wunderliche, ungeheuerliche und erstaunliche Vielfalt der Kürbisse doch noch kennen: von Erbsengröße bis zu einem Gewicht von 600 Kilogramm, von länglich bis warzig, von grünlich bis violett, mit Zacken und Rosetten, als Flaschen oder Keulen – manche Kürbisse erinnern mich sogar an Hüte oder Eier. Es gibt wohl an die 8.000 namentlich bekannte Sorten.
Halloween war mir kein Begriff, bis es vor ein paar Jahren eines Abends an der Haustür klingelte und Kinder aus der Nachbarschaft »Süßes oder Saures!« riefen. Sie schafften es, dass ich in den nächsten Jahren vorsorglich Naschwerk einkaufte, mit meinen Enkeln selbst Hand an einen Kürbis legte und ihn in einen gruseligen Leuchtkörper verwandelte. Rosa war damals gerade vier Jahre alt und gab sich mit Vergnügen, Lust und Ausdauer dem schmatzigen Innenleben des Kürbisses hin. Wir stachen die Augen, Zähne und die Nase aus. Nun wollten wir die Innenhöhle mit einer Kerze erleuchten und ausprobieren, wie das Gruseln gelernt werden kann. Rosa schlug vor, den Kürbis im dunklen Gartenschuppen aufzustellen. Als sie ihn da leuchten sah, war der Schauder so gewaltig, dass sie schreiend hinauslief. Ich hoffe, dass dieses Erlebnis in ihren Träumen heute nicht mehr vorkommt. Jedenfalls hat sie mich neulich gefragt, wann wir uns wieder mit dem Kürbis gruseln wollen.
Dagmar Arzenbacher
Wissenswertes zum Einkochen
Die Erfindung des Einkochens geht auf eine Initiative Napoleon Bonapartes zurück, der einen Preis von 12.000 Goldfrancs für die Erfindung eines Verfahrens zur Konservierung von Lebensmitteln aussetzte, um seine Truppen auf Kriegszügen besser versorgen zu können. Den Preis gewann der französische Koch Francois Nicolas Appert, der 1790 entdeckt hatte, dass Lebensmittel haltbar werden, wenn man sie in geschlossenen Behältern auf 100 Grad Celsius erhitzt.
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte der Gelsenkirchener Chemiker Rudolf Rempel Gläser, deren Ränder glattgeschliffen waren und die mit Gummiringen und Blechdeckeln verschlossen wurden. Er konstruierte Apparate, um die Gläser während des Einkochens geschlossen zu halten, und ließ sich diese Erfindung 1892 patentieren. Zu seinen ersten Kunden gehörte Johann Carl Weck, der das Patent und das Alleinverkaufsrecht an den Gläsern und Geräten nach Rempels Tod 1895 erwarb. Mit dem Kaufmann Georg van Eyck gründete er 1900 in Iflingen die Firma J. Weck u. Co. Die sich daraufhin rasch im gesamten deutschen Sprachraum ausbreitende Wortschöpfung »einwecken« geht also auf den Namen Wecks zurück und wird 1907 in den Duden aufgenommenen.
Mit der Einführung von Zellglas (Cellophan), vor allem für Marmeladen, und des Schraubverschlusses als Alternative zu den mit Gummiringen abgedichteten Weckglas-Deckeln entwickelte sich die Technik des Einkochens weiter und erreichte ihre Blütezeit von Beginn des Ersten Weltkriegs. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden Obst, Gemüse, Fleisch und andere Lebensmittel in etwa 90 Prozent aller deutschen Haushalte eingekocht.
Der Begriff »Einkochen« deutet den Gewichtsverlust und die Eindickung einer Nahrung durch das Kochen an. Die Redewendung »ans Eingemachte gehen« bedeutet »an die Substanz gehen, den Vorrat angreifen«. Sie ist darauf zurückzuführen, dass Nahrungsmittel früher speziell für den Winter oder für Notzeiten eingekocht, also haltbar gemacht und als Reserve aufbewahrt wurden.
Das Fest der Fantasie
Halloween, der Vorabend von Allerheiligen, ist ein Fest der Fantasie. Hier der Geruch von Schminke, dort der Geschmack von Karamell, überall Kinder und Erwachsene, die ihre Träume feiern und ihre Albträume zum Vorschein bringen. Das Fest hat weit mehr zu bieten hat als Rüben oder Kürbisse, Süßigkeiten und Spukgeschichten.
Das Wort »hallow« stammt vom altenglischen »halga« (Heiliger) ab und steht in »Halloween« für »halig« (heilig). »E’en«, verwandt mit dem althochdeutschen »aband«, ist der Abschluss des Tages und Vorabend eines Feiertages.
Erst seit dem 19. und mehr noch seit dem 20. Jahrhundert hat sich Halloween den Ruf erworben, eine Nacht zu sein, in der Geister, Hexen und Feen besonders aktiv sind.
In Großbritannien kennt man Halloween auch als »Nut-Crack Night«, denn Äpfel und Nüsse, die zu dieser Zeit überall zu haben sind, spielen eine große Rolle zu Halloween: Junge Leute legen jeweils zwei Nüsse, denen sie ihren eigenen und den Namen ihres Traumpartners geben, nebeneinander ins Feuer, um zu sehen, ob sie explodieren oder nicht. Ein lauter Knall verspricht die große Liebe.
Während schottische Kinder verkleidet von Tür zu Tür ziehen, veranstalten englische Kinder zu Hause Kostümpartys. Zu den alten Halloween-Bräuchen gehört auch das Erschrecken der Leute mit einer ausgehöhlten Kohl- oder Steckrübe, in die ein schauriges Gesicht geschnitzt und eine brennende Kerzen gestellt wird. In Amerika nimmt man einen Kürbis.
Halloween ist eines der wenigen christlichen Feste, deren Popularität in den letzten Jahren zugenommen hat. Auch in Deutschland findet es immer größere Verbreitung und ist, wirtschaftlich gesehen, bereits das zweitgrößte Fest nach Weihnachten. Traditionelle Halloween-Farben sind Schwarz, Orange, Weiß und Gelb. Viele Kinder, aber auch Erwachsene, verkleiden sich als Hexen, Geister, Vampire, Fledermäuse, Skelette, Kürbisse oder Feen. Vielerorts werden Häuser mit Papiergirlanden und Lichterketten geschmückt.
www.speisekuerbis.de
Welche Kürbisse neben den Sorten Butternut, Uchiki Kuri und Muscade de Provence gut zum Kochen und Essen geeignet sind und wie sie am besten zubereitet werden, das kann auf dieser Seite nachgelesen werden.
www.halloween-online.com
Internationale Halloween-Seite, die viele Beiträge, News, Reviews und Produkte für das Halloweenfest bietet. Das erklärte Ziel ist es, das Fest so schrecklich wie möglich zu gestalten.
www.itshalloweenagain.de
Umfangreiche deutschsprachige Halloween-Seite mit Kostümen, Schnitzvorlagen, Rezepten und vielem mehr.
www.weck.de
Die Firma, die dem »Einwecken« den Namen gab. Die Seite sieht zwar aus, als sei sie so alt wie das Einkochen, aber die Infos, vor allem zur > Geschichte, sind sehr interessant.